02.03.20 - Migräne Vortrag

Migräne - was tun?
Die Schmerzen besiegen - werden Sie Ihr eigener Kopfschmerzexperte!


Wie man sein eigener Kopfschmerzexperte wird, konnten vor wenigen Tagen die Besucherinnen des Vortrags von Frau Dr. Inge Kelm-Kahl, Neurologin und Schmerztherapeutin am GPR-Klinikum, erfahren. Sie referierte in Wort und Bild vor interessierten Mitgliedern des Landfrauenvereins Nauheim und Gäste, im Café Stelzer.

Von der kompetenten Fachärztin war zu erfahren, dass ca. 30 Mio. Menschen in Deutschland an Spannungskopfschmerz und 15 Millionen an Migräne leiden.
Täglich werden fast eine Million Bundesbürgerinnen (etwa 900.000) Opfer einer Migräne-Attacke und 100.000 sind so beeinträchtigt, dass sie arbeitsunfähig sind. Migräne ist bei unter 50-jährigen die am schwersten behindernde neurologische Erkrankung, so Frau Dr. Kelm-Kahl.
Migräne kann mit Schwindel, Gangstörung, Sprechstörung, Sehstörung, Übelkeit und Erbrechen einhergehen und den Betroffenen für bis zu vier Tage ins Bett zwingen.
Nach Frau Dr. Kelm-Kahls Aussage, kann jeder den Kopfschmerz besiegen, der die Mechanismen des Schmerzes versteht und sich dem Arzt anvertraut.

Kopfschmerz ist eine Stresskrankheit und spielt sich im Hirnstamm ab. Wird eine bestimmte Stressschwelle überschritten, kommt es zu einer Entzündungsreaktion im Gehirn, die sich als Schmerz äußert. Leider neigen Kopfschmerzpatienten dazu, ständig "ihre" Schwelle zu überschreiten. Hier ist Selbsterkenntnis und Verhaltensänderung notwendig. Regelmäßige Pausen, Entspannen und Ausdauersport sind die Basis jeder Kopfschmerztherapie. Die Neurologin legt großen Wert auf das Führen eines Kopfschmerztagebuchs.
Hier ist zuerkennen, wie man von Verhaltensänderungen profitiert, wie oft man Schmerzmittel zur Akuttherapie der Kopfschmerzen nimmt, ob der Schmerz durch eine Tablette zur Vorbeugung nachlässt.

Vorbeugung ist notwendig, wenn die Migräne viermal und mehr pro Monat auftritt. Ziel ist, die Attackenanzahl und die Schmerzstärke um 50% zu reduzieren.
Migräne-Patienten stehen Medikamente und pflanzliche Arzneimittel zur Verfügung. Frau Kelm-Kahl informierte was verordnet werden kann und ging gleichzeitig auf Wirkung und Nebenwirkung ein.
Gleichzeitig machte sie darauf aufmerksam, dass für die oft schwer betroffenen Kopfschmerzpatienten, die bereits mehrere Medikamente zur Vorbeugung angewandt haben, stehen seit November 2018 monokonale Antikörper zur Verfügung. Für die Patienten, denen bereits vier Medikamente zur Vorbeugung verschrieben wurden, ist der Weg frei für die Verordnung von Erenumab,Galcanezumab und Fremanezumab (Ajovy). Die jeweilige Substanz wird einmal pro Monat (bei Ajovy auch alle drei Monate möglich) in das Unterhautfettgewebe injiziert. Erwünscht ist wie bei der medikamentösen Vorbeugung der Kopfschmerzhäufigkeit und der -stärke um 50 %. Dies kann laut Studien bei ca. 2/3 der schwer betroffenen Migräne-Patienten erreicht werden.
Erfreulich war zu erfahren, dass etwa ein Viertel der betroffenen Menschen völlig schmerzfrei werden - generell ohne Nebenwirkungen.
Damit es so bleibt, müssen Medikamente, Verhaltenstraining, Entspannung und Ausdauersport zusammenwirken.

Am Ende des informativen und verständlichen Vortragabends hatten die Zuhörerinnen die Möglichkeit an Frau Dr. Kelm-Kahl, selbst Migräne-Patientin Fragen zu stellen, die kompetent und mit viel Engagement beantwortet wurden. Der Vorstand bedankte sich bei der sympathischen Fachärztin mit einem Präsent!



Bericht von Dr. Inge Kelm-Kahl und Anne Dammel / 05.03.2020


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